Ihre Truppe besteht aus Bauern, Tagelöhnern, Straßenverkäufern, aber auch Ärzten und Anwälten – Frauen und Männern. Seit einigen Wochen erobern die schwerbewaffneten „Autodefensas de Michoacán“, die Selbstverteidigungskräfte Michoacáns, einen Ort nach dem anderen im gleichnamigen mexikanischen Bundesstaat. Die Bürgerwehr gründete sich Anfang 2013 in drei ländlichen Gemeinden. Man hatte genug vom Terror der „Caballeros Templarios“, der „Tempelritter“, einem Drogenkartell, das sich auf die Erpressung von Schutzgeld, Entführung und Landraub verlegt hatte. Dabei wurde es vielerorts von korrupten PolizistInnen und PolitikerInnen unterstützt.
Der Vormarsch der „Autodefensas“ ist die jüngste Entwicklung im mexikanischen Drogenkrieg, in dem seit 2006 bis zu 100.000 Menschen umgebracht worden sind. Einfache BürgerInnen greifen zu den Waffen, weil sie einem Staat nicht mehr trauen, der zwar mehr Sicherheit verspricht, aber immer mehr Unsicherheit schafft. In Michoacán übernehmen die „Autodefensas“ nun seine Schutzfunktion. Obwohl es Befürchtungen gibt, dass sie sich mit der Zeit selbst in eine Mafia verwandeln könnten, genießen sie großes Vertrauen in der Bevölkerung. Mexikos rechtsliberaler Präsident Enrique Peña Nieto wollte die „Autodefensas“ zunächst entwaffnen. Nun hat er ihnen angeboten, sie in den Sicherheitsapparat zu integrieren. Es blieb ihm nichts anderes übrig. Die Bürgerwehren haben angekündigt, keine Ruhe zu geben, ehe nicht der letzte Ort von den Tempelrittern befreit wurde.
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